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Regulierung – Zypern fällt hinter Litauen, Malta und Rumänien zurück
Jedem Forex oder CFD Trader sollte der Name CySec, der Finanzaufsicht in Zypern (voller Name Cyprus Securities and Exchange Commission), ein Begriff sein, da eine Vielzahl der auf dem deutschen Markt agierenden Broker der Zuständigkeit der CySec unterliegen und mehrheitlich auch aktiv damit werben.
Zypern hat sich vor allem in den letzten Jahren zum bevorzugten Sitz vieler Finanzdienstleister entwickelt und erfreut sich ungeachtet einer Verschärfung der regulatorischen Anforderungen auf EU-Ebene weiterhin einer großen Beliebtheit bei den Anbietern.
Quelle: Follow-up Report to the Peer Review on MiFID Conduct of Business rules relating to fair, clear and not misleading information
Aber warum entscheiden sich viele Broker überhaupt für die Regulierung über genau diese Aufsichtsbehörde und verlagern Ihren Hauptsitz vorwiegend nach Limassol, Zypern, obwohl sich die Finanzaufsicht auf Zypern rein von Ihren Richtlinien kaum von anderen europäischen Behörden unterscheiden sollte?
Neben steuerlichen Aspekten ist der Hauptgrund vor allem eine Regulierungslücke, die durch die MiFID Bestimmungen ermöglicht wurde. Diese besagen unter anderem, dass ein Finanzdienstleister, der in irgendeinem Mitgliedstaat der Europäischen Union reguliert ist, in der ganzen EU ohne Einschränkungen seine Geschäftstätigkeit ausüben darf. Diese Bestimmung basiert auf der sog. Dienstleistungsfreiheit, einer der vier Grundfreiheiten des Europäischen Binnenmarktes und ist im Grunde genommen eine wünschenswerte Beseitigung von Handelshemmnissen innerhalb der EU.
Problematisch wird diese Bestimmung jedoch dann, wenn sich die Anforderungen an die regulierten Unternehmen von Mitgliedsstaat zu Mitgliedsstaat stark unterscheiden, d.h. wenn Regulierung nicht gleich Regulierung ist.
In diesem Fall könnte jeder Anbieter, der die strengen Regulierungsvorschriften von größeren Mitgliedstaaten (z.B. durch die BaFin in Deutschland, die AMF in Frankreich etc.) nicht erfüllen kann oder möchte, ihren Sitz in einen anderen Mitgliedsstaat verlegen, in dem die Anforderungen weniger streng sind.
Von den EU Staaten mit weniger strengen Anforderungen sticht wie bereits eingangs angedeutet vor allem Zypern hervor, wo nicht ohne Grund unzählige Anbieter registriert sind. So hat die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) in einem kürzlich durchgeführten Vergleich der nationalen Aufsichtsbehörden Zypern weiterhin große Schwächen bescheinigt. So fiel die CySec immer noch in 4 von 5 getesteten Kategorien durch.
Negativ bewertet wurden unter anderem die interne Organisation (zu wenig Personalressourcen, um die große Anzahl an Unternehmen ausreichend überwachen zu können), die Anwendung der Aufsichtsfunktion (lediglich reaktive Überwachung und wenig proaktives Vorgehen), das Monitoring (keine Tools um Webseiten und Werbematerialien von Dienstleistern zu überprüfen sowie die fehlende Möglichkeit die Unterlagen von Anbietern, die in anderen Sprachen als Englisch oder Griechisch sind zu kontrollieren) und das Beschwerdemanagement (Bearbeitung von Kundenbeschwerden ineffektiv und zu zeitaufwendig).
Nach dem Follow-Up Bericht der ESMA vom Mai 2017 liegt Zypern im europäischen Ranking der Aufsichtsbehörden damit auf dem letzten Platz, noch hinter Ländern wie Litauen, Lettland, Griechenland und Rumänien.
Was genau bedeutet dies nun für den Kunden?
Grundsätzlich kann man festhalten, dass es für Kunden von Vorteil ist wenn ihr Anbieter einer strengeren Regulierung unterliegt, wie dies z.B. in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Schweiz und den Benelux Ländern der Fall ist. Denn gerade dort wird sichergestellt, dass der Anbieter seine Kunden nicht übervorteilt (Stichwort: Interessenskonflikt, Market Making, B-Book) und alle gesetzlichen Bestimmungen und Mechanismen zum Schutz der Kunden und der Kundeneinlagen eingehalten werden.
Anbieter, die in weniger streng kontrollierten Ländern reguliert sind, sind aus diesem Grund auch häufig in der Lage mit günstigeren Konditionen zu werben, da der betriebliche Aufwand einer schwächeren Regulierung wesentlich geringer ist (weniger Personalkosten, weniger Zeitaufwand etc.).
Kunden eines in Zypern regulierten Anbieters sollten daher im Hinterkopf behalten, dass die Geschäftsmodelle dieser Unternehmen nicht so genau und eingehend kontrolliert und geprüft werden wie bei Brokern aus anderen Ländern. Dies gilt für fast alle Teilbereiche, die für ein Finanzunternehmen wichtig sind, wie z.B. Transparenz, Einlagensicherung, Qualität der Orderausführung etc. Die sehr niedrigen Kosten dieser Anbieter klingen im ersten Moment zwar verlockend, können jedoch häufig darauf hindeuten, dass diese Broker Trades des Kunden gar nicht erst am Interbankenmarkt platzieren, sondern das Risiko stattdessen auf ihr eigenes Buch nehmen. Konkret heißt dies, dass der Broker im Grunde gegen seine Kunden handelt.
Natürlich gibt es hier sicherlich auch Ausnahmen, aber das Fehlen von Kommissionen oder sehr geringe Spreads und Kosten in Kombination mit einer laschen Regulierung, ist häufig dafür ein sicheres Indiz.
Kunden sollten sich also über das Geschäftsmodell und die Regulierung des Anbieters genauestens informieren und dann für sich entscheiden was ihnen wichtig ist. Eine Regulierung durch eine angesehene Aufsichtsbehörde sollte dabei jedoch einer der Hauptgründe sein.
Fazit
Auch wenn im Zuge der EU Regulierung in allen Mitgliedsländern gleiche Bedingungen herrschen sollen, ist dies aktuell noch nicht der Fall. Faktisch ist es eine, wie in der Werbung oft deutlich hervorgehobene „EU Regulierung“. Dahinter stehen dann jedoch gerade in Zypern oder auch Estland noch große Fragezeichnen und Lücken, wie die ESMA hier offiziell bestätigt. Auch wenn dort weiterhin Bemühungen unternommen und Fortschritte erzielt werden, muss dem Anleger und Trader klar sein, dass diese Regulierungsbehörden noch weit hinter den großen etablierten wie BaFin oder FCA zurückliegen. Und dies ist ein klarer Nachteil für den Kunden.