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Traden im Vorfeld von Zinsentscheidungen und Arbeitsmarktdaten

In Zeiten niedriger Zinsen stehen Anleger vor dem Problem, dass sie ins Risiko gehen müssen, wenn sie noch Renditen erwirtschaften wollen. Über das, was man früher „sichere Anlagen“ genannt hat, ist dies kaum oder nicht mehr zu erreichen. Es ist von daher kein Zufall, dass Unternehmensanleihen, Immobilien aber auch Aktien in den letzten Jahren zulegen konnten. Auf Grund der nach wie vor niedrigen Zinsen könnten sie das auch in nächster Zukunft tun. Darüber  sind sich zwar nicht alle, aber viele Investment-Spezialisten einig.

Neue Studie

Wer auf Aktien setzt, sollte sich mit einer Studie der Frankfurter School of Finance & Management auseinandersetzen. Laut dieser Studie sollten Anleger, die Überrenditen erwirtschaften möchten, vor allem im Vorfeld von Zinsentscheidungen und Arbeitsmarktberichten Aktien kaufen. Zu diesem Ergebnis kommt Olav Stotz, Professor für Asset Management, der früher auch Leiter Research und Produktmanagement für institutionelle Anleger bei Union Investment war.

Rendite nur an wenigen Tagen

„Man bekommt Rendite nur an wenigen Tagen, an den anderen Tagen bekommt man lediglich Risiko“, weiß Stotz zu berichten. Seine Studie bezieht sich auf einen Zeitraum seit 1990, also gut 25 Jahre. Renditen auf Aktien des S&P-500 wären demnach an Tagen mit US-Arbeitsmarktberichten und Zinsentscheiden im Durchschnitt acht Mal so hoch wie an Tagen ohne diese Ereignisse. Das Erstaunliche ist, dass sich dieser Effekt seit 2010 um den Faktor 37 erhöht.

An 290 Handelstagen nicht handeln

Dieser Befund bestätigt die „gefühlte“ Erkenntnis, dass sich die Marktakteure seit der Finanzkrise nur mehr auf sämtliche Massnahmen der Zentralbanken berufen. Die „anderen“ Fundamentaldaten werden diesen untergeordnet. Anders gesagt: Anleger sollten laut Stotz lediglich an 8% der Handelstage Positionen halten. Die anderen 290 Handelstage können Aktien-Anleger getrost links liegen lassen.

Überrenditen nur in Rezessions-Phasen

Die Überrenditen sind allerdings vor allem in Rezessions-Zeiten zu erwirtschaften. Während eines Konjunkturaufschwungs seien diese eher bescheiden. Der Grund für diese überraschende Erkenntnis ist wiederum die Erwartung der Anleger. Diese gehen davon aus, dass die Zentralbanken in Zeiten negativer Nachrichten aktiv werden. Diese Hoffnung lässt Anleger Aktien kaufen.

Zentralbanken-Effekt ist international

Der Effekt lässt sich im Übrigen nicht nur auf die US-Märkte beziehen. Auch für britische und japanische Aktien kommt Stotz zu einem ähnlichen Befund. Nur in deutschen Aktien lässt er sich kaum nachweisen. Die Ergebnisse sind nicht nur für Aktien-Anleger interessant, sondern auch für Trader, die meistens ohnehin einen kürzeren Zeithorizont haben. Gerade Trader, die sich auf Futures auf Aktienindizes, insbesondere auf amerikanischen Indizes, spezialisiert haben,  sollten hier aufhorchen.

Mit dem Kalender traden

Nun ist News-Trading nicht etwas, was man einem Anfänger gleich empfehlen möchte. Erfahrene Trader könnten die Ergebnisse dieser Studie durchaus in ihr tägliches Trading einfliessen lassen. Schliesslich gehört ein guter Mix zwischen Chart-Reading und einem tieferen Verständnis des ökonomischen Kalenders zum Instrumentarium eines gewieften Traders.

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Stotz, O., 2016. Investment strategie and macroeconomic news announcement days, Journal of Asset Management Vol. 17(1), S. 45-56.

 

 

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